Vom Anfang bis 1892

Die Schule am Kirchplatz

16. und 17. Jahrhundert

In welchem Jahr es in Wessum genau zur Gründung einer Schule kam, lässt sich nur schwerlich feststellen. Interessante Aussagen zur schulischen Situation enthalten aber die kirchlichen Visitationsberichte. In einem solchen Protokoll aus dem Jahre 1573 ist u. a. folgende Eintragung festgehalten: "In Ahus est schola, sed in Novocastro, Epe et Wessum parva pedagogiola est " - "In Ahaus ist eine Schule, während in Nienborg, Epe und Wessum nur ein kleines Schülchen ist." Damit ist für Wessum zwar eine Schule belegt, aber über Schulgebäude, Lehrer und Schüler enthält das Schriftstück keine weiteren Angaben.

Allerdings ist um 1661 in einer Bevölkerungsliste der Ludimagister Hermann Breving als Lehrer der Schule in Wessum genannt. Die Bezeichnung "Ludimagister" bedeutet, dass der Lehrer gleichzeitig auch die Orgel in der Kirche spielte.

Angestellt wurde zu dieser Zeit der Lehrer vom Archidiacon - heute dem Weihbischof vergleichbar - der auch die Schulaufsicht ausübte. Nach alten Chronikunterlagen kamen damals die Kinder aus Averesch und dem Dorf zum Unterricht in die Schulstube - allerdings nur im Winter. Im Sommerhalbjahr waren die Kinder in der Landwirtschaft nicht zu entbehren. Der Lehrer war Handwerker - vielleicht Weber - und betrieb nebenbei Landwirtschaft.

Das Schullokal war zu dieser Zeit an der Ostseite des Kirchplatzes, vielleicht eine Werkstube in einem der Häuser auf der Kartenskizze von 1671.

 

Ab 1700

Das Einkommen der Lehrer war in der Regel mehr als ärmlich. Häufig musste der Schulmeister noch andere Tätigkeiten ausüben, um für den Lebensunterhalt seiner Familie aufkommen zu können. Dazu gehörte das Musizieren bei Hochzeiten und festlichen Anlässen, aber auch der Beruf des Schankwirtes wird erwähnt. Die unzureichende Besoldung führte manchmal zu skurillen Verhältnissen. In einem Nachbarort hielt z. B. der Lehrer in einer Schulklasse gleichzeitig seine Hühner.

Die Pfarrer wurden zu Schulinspektoren bestellt. Sie sollten in regelmäßigen Zeitabständen den Unterricht des Lehrers visitieren. Die äußeren Schulangelegenheiten nahm der Schulvorstand wahr, dessen engerer Vorstand in der Regel vom Amtmann und Pfarrer gebildet wurden.

Bis in das 18. Jahrhundert gab es für Lehrer der Volksschulen keine verpflichtende Ausbildung. Häufig entstammten sie Familien, in denen sich über mehrere Generationen die Schulmeisterstelle vom Vater auf den Sohn vererbte.

1782

1782 wurde in einer Verordnung festgesetzt:

  • Schullehrer dürfen kein Nebengewerbe treiben,
  • alle Kinder vom 5ten oder 6ten bis zum vollendeten 14ten Lebensjahr sind schulpflichtig,
  • arme Schulkinder sind unentgeldlich zu unterrichten und
  • zur Befähigung der Lehrer soll eine Normalschule errichtet werden.

1783

In Münster wurde eine Normalschule (zur Lehrerausbildung) errichtet und von dem Pädagogen Bernhard Overberg geleitet. Bald gab Overberg eine erste Fibel, ein ABC-Buch heraus.

1792

Die alte Schule an der Ostseite in Wessum wurde verkauft und danach als Pferdestall genutzt. Vorübergehend hatte man geplant, das "Schulzimmer" im Oratorium (Kriegergedächtniskapelle)unterzubringen. Schließlich wurde aber doch eine neue Schule - eine Knabenschule - an der Nordseite gebaut.

1826

Die Normalschule wurde von den neu eingerichteten Lehrerseminaren abgelöst.

1830

In Wessum erfolgte eine Erweiterung um einen zweiten Raum - die "Mädchenschule".

Dieser "Schrieve-Kasten" der Familie Johannes Witte ist ein hölzerner Schultornister und hat ein Alter von ca. 200 Jahren. Er enthielt früher die wenigen Schreibutensilien wie z. B. Schreibheft, Katechismus, vielleicht eine Tafel mit Griffelkästchen. Bevor es richtige Schulgebäude gab, haben die Kinder wahrscheinlich diesen Holzkasten als Schreibunterlage benutzt. Ein Schüler, der dann ewas "auf dem Kasten" hatte, konnte gut lernen.